Scheitern. Es gehört zum Leben. Viele scheitern schon daran morgens pünktlich aufzustehen oder sich ohne zu verschütten einen Kaffee einzuschenken. Aber neben diesem kleinen Scheitern gibt es natürlich auch das grosse Scheitern. Ob das nun im Job, in Beziehungen, finanziell oder wo auch immer ist.
Gefühlt scheitere ich unzählige Male, also täglich unzählige Male! Man kann sagen in etwa 9 von 10 Fällen scheitere ich bei eigenen fotografischen Projekten. Das kann unterschiedlichste Gründe haben: zu hohe Kosten; ich finde keinen richtigen Zugang zu dem Thema; zu wenig Leute, die mitmachen wollen; es ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt und / oder der richtige Ort und und und. Hier möchte ich von drei Projekten, mit denen ich gescheitert bin, schreiben.
Vielleicht findet sich ja jemand, der oder die die Themen so super findet und sich sagt „Toll! Ich finde die Idee grossartig und habe die und die Möglichkeiten Dir zu helfen. Lass uns das zusammen umsetzen!“
Projekt Eins hat den Titel „LebensGeschichten“. Dabei wollte ich mich mit Menschen unterhalten und mir aus ihrem Leben erzählen lassen. Ich bin überzeugt jedermann und -frau hat etwas interessantes zu erzählen. Ich wollte diese Gespräche, welche ich vorzugsweise aber nicht unbedingt zwangsläufig mit älteren Personen führen wollte, mit einem professionellem Audioaufnahmegerät aufzeichnen und die Menschen porträtieren. Natürlich. Schliesslich bin ich Fotograf!
Bislang bin ich mit diesem Projekt immer wieder gescheitert. Ich habe mit mehreren Seniorenheimen verhandelt und bin jedesmal an rechtlichen und organisatorischen Problemen gescheitert. Natürlich brauche ich die Rechte an den Fotos und an den Audioaufnahmen um, wie von mir geplant, mit dem Material Ausstellungen zu organisieren, eine Internetseite aufzusetzen, einen Podcast zu starten und ein Buch zu veröffentlichen. Ich habe das Projekt ausführlich vorgestellt: in Ausstellungen sollten die grossformatigen Fotos mit bestmöglicher Qualität präsentiert werden und das je nach Möglichkeit zusammen mit Texttafeln mit den Interviews oder besser als audiovisuelles Erlebnis, bei dem man während man die Fotos anschaut, die Interviews über Lautsprecher oder Kopfhörer anhören kann und somit das Erlebnis noch viel intensiver würde weil man natürlich die Stimme der Porträtierten hört. Eine Internetseite ist für so eine audiovisuelle Präsentation natürlich perfekt geeignet und würde auch die Basis für einen Podcast liefern. Man könnte sich damit also die Interviews auf das Smartphone oder den Computer holen und während dem Anhören würden auf dem Display die Fotos angezeigt werden. Im Buch hat man dann wiederum die Möglichkeit und den Raum die transkribierten Interviews zusammen mit den Fotos zu zeigen. Auch da hätte ich natürlich viel Wert auf höchste Qualität sowohl in Sachen Gestaltung als auch Material gelegt.
Leider war es den Seniorenheimen nicht möglich mit mir zusammenzuarbeiten. Das ging von „Dafür haben wir kein Budget!“ bis zu „Was sollen die Verwandten denken wenn sie die Stimmen der Toten hören?“ Beides ist natürlich Quatsch! Die Kosten hätte ich auch wenn jedes Heim auch ein gewisses Budget für Öffentlichkeitsarbeit hat selbst übernommen und andererseits fänden es die meisten Menschen grossartig, wenn sie die Möglichkeit hätten noch die Stimme von ihren Verstorbenen zu hören. Meist hat man noch Briefe, Fotos oder irgendwelche Dinge von den Menschen, die schon von uns gegangen sind, hören kann man sie aber nicht mehr. Am Ende habe ich eigentlich immer „Ihr Projekt ist ja ganz nett, aber wir können Sie da nicht unterstützen. Wo sie aber schon mal da sind können Sie doch aber sicherlich dies und das für uns fotografieren! Bezahlen können wir Sie dafür aber nicht!“ gehört. Nein! Kann ich nicht!
In Zukunft werde ich wohl Personen, die bzw. deren Geschichte ich interessant finde auf das Thema ansprechen und schauen ob ich so dieses Projekt angehen kann. Gerade in der aktuellen politischen Gemengelage sehe ich es als unbedingt notwendig solche Berichte von Leuten, die den Krieg erlebt haben und deren Nachkommen, auch für nachfolgende Generationen zu konservieren und das jederzeit anhören zu können! Falls Du jemanden kennst, der oder die da mitmachen möchte, würde ich mich natürlich sehr über eine Nachricht freuen!
Das zweite Projekt wäre genauso einfach wie kompliziert. Es geht dabei darum mehrere Personen immer wieder zu treffen und zu portraitieren und das immer wieder über Jahre oder gar Jahrzehnte hinweg. Es ist aber gar nicht so einfach Personen zu finden, die sich auf so etwas einlassen wollen. Eine einmalige Porträtsitzung ist meist überhaupt kein Problem. Wenn man die Person aber immer wieder treffen, sich mit ihr ganz ähnlich wie bei den „LebensGeschichten“ unterhalten und sie fotografieren will wird es kompliziert. Gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit ist es schon schwierig genug den Kontakt zu halten. Bei so einem Projekt dringt man aber zwangsläufig relativ tief in das Leben und die Privatsphäre der Person ein. Man baut ein sehr persönliches, im Idealfall freundschaftliches, Verhältnis auf und ist „in guten und in schlechten Zeiten“ da. Das kann natürlich von dem Finden der großen Liebe, der Geburt eines Kindes über unterschiedliche mehr oder weniger erfolgreiche Jobs bis zu Krankheit und Tod gehen – das ganze Leben in seinen Höhen und Tiefen eben.
Auch hier freue ich mich über eine Nachricht von Dir wenn Du jemanden kennst, der oder die Lust auf so eine Geschichte hätte!
Beim dritten Projekt handelt es sich um einen Traum, den ich schon seit gefühlten Ewigkeiten habe. Es hat den Arbeitstitel „One Dog. One Man. One Journey“. Dabei geht es um die Idee, ich würde mir eine geländegängiges Wohnmobil zulegen, das meinen Ansprüchen, im wesentlichen sind das schnelles Internet und ein Bildbearbeitungs-Arbeitsplatz, anpassen und zusammen mit meinem Hund losfahren. Wir würden einfach losfahren und schauen wo uns die Reise hinführt, uns dort hinstellen, Land und Leute kennenlernen und so lange dort bleiben bis es uns weiterzieht. Dabei würde ich natürlich die Reise in Fotos und Blogbeiträgen dokumentieren. Allerdings fehlen mir dafür ganz simpel die finanziellen Möglichkeiten. Theoretisch braucht man für so etwas eigentlich gar nicht soooo viel Geld, aber während der Reise könnte ich keine Fotoaufträge annehmen, würde so kein Geld verdienen und müsste von Erspartem leben. Da werden dann die Kosten für Essen für meinen Hund und mich und die Unterhaltung des Gefährts doch sehr relevant, noch dazu wenn man wie ich dafür sorgen muss, dass eine Person auch wenn ich nicht da bin ordentlich versorgt wird! So richtig habe ich ja das Geschäftskonzept der sogenannten „Reiseblogger“ noch nicht verstanden. Wie verdienen die überhaupt genug Geld um von ihren Reiseberichten ihr Reisen und noch wichtiger ihr Leben finanzieren können? Falls mir das jemand erklären kann besteht vielleicht die Möglichkeit dieses Projekt doch noch zu realisieren.
Dies sind also drei persönliche Projekte, bei denen ich gescheitert bin – bisher jedenfalls. Also falls dies jemand liest und etwas davon mit mir umsetzen möchte freue ich mich auf eine Nachricht! Frei nach dem Motto „Geile Idee! Wann gehts los?“
Viele Grüße
Roy