Wenn ich auf meine Terasse gehe steht er links wenige Kilometer entfernt. Mahnend wacht der Glockenturm des Konzentrationslagers Buchenwald über das Thüringer Becken. In der dunklen kalten Zeit des Jahres kann ich ihn sogar direkt sehen. Er mahnt vor einer ebensolchen dunklen und kalten Zeit, dem sogennanten Dritten Reich. Im Konzentrationslager Buchenwald wurden zwischen 1937 und 1945 etwa 266.000 Menschen inhaftiert und davon wurden etwa 56.000 getötet. Der Rest wurde in andere Lager weitergereicht um gezwungen zu werden bis in den Tod zu arbeiten oder gleich vernichtet zu werden.
Nach der Befreiung des Lagers Buchenwald behaupteten viele Bewohner der umgebenden Orte sie hätten von dem Geschehen auf dem Ettersberg, auf dem sich das Lager befindet, nichts gewusst.
Aus diesem Grund starte ich ein persönliches Projekt wider des Vergessens. Momentan gleiten wir in eine immer düstere Zeit ab. Die Grenzen des Sagbaren sind längst gefallen. Die Taktik ist erst die Grenze des Unsagbaren zu verschieben, die Empörung abzuwarten, die Aussage zu relativieren, etwas Zeit vergehen zu lassen und dann wieder am Anfang anzufangen. Man spricht von „Asyltourismus“ wenn Menschen vor Krieg und der Gefahr getötet zu werden ihr letztes Hab und Gut zu Geld machen und versuchen mit der Hilfe von Schleusern in ein vermeintlich sicheres Europa zu kommen. Personen, die diese Menschen retten wenn sie beim Versuch in hoffnungslos überladenen Booten über das Mittelmeer nach Europa zu kommen zu ertrinken drohen werden mit paramilitärischen von europäischen Staaten beauftragten Söldnern mit Waffen bedroht und vor Gerichte gestellt um zu Verhindern, dass weitere Flüchtlinge zu uns kommen und nehmen damit gewissenlos das Ertrinken von hunderten Menschen in Kauf. Wir haben ja angeblich eine „Flüchtlingskriese“ und es wird behauptet man müsse wieder Lager aufbauen, in denen sich die Flüchtlinge konzentrieren. Die Wortkosmetik diese „Asylzentren“ zu nennen macht die Tatsache, dass es moderne Konzentrationslager sind nicht besser.
Wir haben ja wirklich viele Probleme. Unser Bildungssystem liegt in Trümmern. Unsere Gesundheitsversorgung geht nach immer mehr Einsparungen, vor allem am Personal, und dem Privatisieren von Krankenhäusern etc. und dem damit einhergehenden Streben nach immer höheren Gewinnen und Dividenden vor die Hunde. Die Arbeitslosenzahlen sind auf dem niedrigsten Niveau seit der Wiedervereinigung, aber trotzdem gibt es millionen Menschen, die teilweise mehrere Jobs annehmen müssen um überhaupt irgendwie überleben zu können. Der Wohnungsmarkt ist in so einer wahnwitzigen Situation, dass sich keine normalverdienende Person mehr eine normale Wohnung in einer deutschen Stadt leisten kann, von Familien gar nicht zu reden. Die Schere zwischen Arm und Reich geht inzwischen so weit auseinander, die 45 reichsten Deutschen besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung. Und und und, aber es wird nur über eine „Flüchtlingskrise“ gesprochen, die es wie seit Jahren sinkende Zahlen und Statistiken belegen überhaupt nicht gibt.
Vielmehr schlittert Europa in eine politische Situation vergleichbar derer am Beginn des dritten Reiches. In mehreren Staaten entstehen wieder Diktaturen. Richter, die sich noch trauen Recht und Gesetz durchzusetzen und zu verteidigen, werden in den Ruhestand geschickt, entlassen oder einfach gleich ohne Grund ins Gefängnis gesteckt. Intellektuelle Eliten werden mundtot gemacht oder auch eingesperrt. So wird jegliche Demokratie zerstört und die Regierungen können schalten und walten wie es ihnen in den Kram passt.
Die in Deutschland bisher so gut funktionierende Gewaltenteilung zwischen Legislative, Judikative, Exekutive und Journalismus droht zu zerbrechen.
Selbst in Deutschland werden die Rechten immer lauter. Die Zeit des Nationalsozialismus wird verharmlost – zum Beispiel als „Vogelschiss in der deutschen Geschichte“ (Gauland) und die Grenzen der Tabus des moralisch und menschlich Sagbarem werden immer weiter hinausgeschoben. Man will dem Gegner erst „Honig ums Maul schmieren nur um sie dann wenn man (also die AfD) endlich soweit ist, sie vor die Wand zu stellen, eine Grube auszuheben, alle rein und dann Löschkalk oben rauf“. Es werden Reden und Gesten von Göbbels bis Hitler quasi Eins zu Eins übernommen.
Die CSU nimmt den Ausspruch „Rechts von der CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben“ von Franz Josef Strauß so wörtlich, dass sie sich den Nazis immer mehr anbiedern und deren Themen übernehmen, sodass mir Angst und Bange wird. Dabei habe ich den Eindruck, den Politikern ist gar nicht klar, ihr Handeln, welches einzig und allein dem Machterhalt und dem Streben nach dem nächsten Wahlsieg dient, ist ein Spielen mit dem rechtsradikalen Feuer. Die wirklich wichtigen und relevaten Themen werden komplett ignoriert und dafür die Themen einer rechtsradikalen Partei übernommen in der Hoffnung man kann denen dadurch Wähler und Wählerinnen abziehen.
Wenn ich das Verhalten der Presse und Medien dazu betrachte ist das ein reines Trauerspiel. Es wird sowohl von Printmedien als auch von Sendeanstalten in die „Ausländer raus!“-Kerbe geschlagen mit dem einzigen Ziel die Auflagen und die Zuschauerzahlen zu steigern. Von Zeitungen, besonders von Deutschlands auflagenstärkster mit den vier Buchstaben, werden falsche Verdächtigungen in seitenfüllenden Lettern auf der Titelseite publiziert in der Gewissheit, eine Richtigstellung muss man eh nur als kleinen Artikel an einer Stelle der Zeitung veröffentlichen, die sowieso niemand liest. In Talkshows werden rechte Politiker und -innen selbst zu Themen, mit denen sie noch nicht mal im Entferntesten etwas anfangen können – nicht dass die mit überhaupt einem Thema eine sinnvolle Beschäftigung betreiben, aber sie werden eingeladen – eingeladen und ihnen somit eine Bühne für ihren menschenverachtenden Hass gegeben. Das alles in der Hoffnung die Zuschauerzahl zu steigern. Ich verstehe nicht warum den Produzenten nicht klar wird, sie erkaufen sich die einschaltenden Nazis zu dem Preis, dass die normal und menschlich denkenden Zuschauer dafür abschalten.
Entgegen jeder Realität wird überall behauptet Deutschland befände sich aufgrund der „Asylproblematik“ vor dem Abgrund anstatt die Chancen wahrzunehmen und darzustellen und sich auf wirklich relevante Themen wie die oben genannten zu konzentrieren.
Es wird Zeit, dass wir alle Verantwortung übernehmen, Gesicht zeigen und aufweisen „Bis hier hin und keinen Millimeter weiter!“
Ich will nicht zu denen gehören, die irgendwann sagen „Ich habe von alledem nichts gewusst!“ Ich werde in meinen mir möglichen Grenzen darauf aufmerksam machen und dagegen ankämpfen.
Ein Anfang sind diese Fotos des Eingangs in das Konzentrationslager Buchenwald und des Glockenturmes, welcher nach dem zweiten Weltkrieg als ein Mahnmal errichtet wurde und welcher in Thüringen weit sichtbar ist. Auf den weiteren Fotos sieht man den Blick vom Fusse des Glockenturms aus in das Thüringer Tal, die „Strasse der Nationen“ mit Pylonen und Feuerschalen von Fritz Kühn und eines der drei Ringgräber.
Ich arbeite an weiteren Ideen diese Thematik aufzugreifen und damit dafür zu sorgen, dass das nicht vergessen wird und sich nicht wiederholen kann. Falls mir jemand Vorschläge für Zusammenarbeiten oder Ideen für weitere Fotos unterbreiten möchte bin ich für jede Kontaktaufnahme sehr dankbar!







